Schneiden / Malen / Kombinieren
Wenn ich schneide oder etwas ausschneide, so ist das Schneiden eigentlich eine zeichnerische Geste, die Geste der Unterscheidung: hier ist etwas und da ist etwas anderes. Das Gleiche gilt für das Reißen.
Während aber die gezeichnete Linie auf dem Papier in eine Art Schwebezustand gerät, produziert das Schneiden oder Reißen ein Objekt, eine durchaus greifbare Form. Gelegentlich versehe ich Papierschnitte mit Henkeln, um ihre Objekthaftigkeit zu betonen.
Neben dem Unterscheiden ist das Schneiden auch ein Abtasten von etwas Entstehendem oder das „Schnappen“ nach einer flüchtigen Erscheinung im Ungeformten. Die Striche und Linien auf den Papierschnitten sind Spuren dieser Entstehungsbewegung, Kreide- und Pinselstriche zeigen Möglichkeiten von Substanz.
Als Collageelemente schiebe ich Ausschnitte wieder zurück auf Papierflächen, dort werden sie meist „Oberfächenzitate“ in neuen Zeichnungen. (siehe: Japanische Damenmode, 29. 7. 2010, Collage, Zeichnungen)
Malerei betrachte ich als Sonderfall von Zeichnung, bei der eher Oberfläche, Material oder Anmutung produziert und Struktur gedacht wird. Bei der Zeichnung ist es tendenziell umgekehrt, Übergänge sind jedoch fließend. (siehe: Geräuschwiesen, 28. 6. 2011, Aquarell auf Papierschnitten)
Wenn ich etwas baue oder montiere, ist mein Ausgangsmaterial eine dreidimensionale Vorstellung, ein Spannungsfeld zwischen Bild und Ding, z. B. Alltagsobjekte und die Erinnerung an ihren Gebrauch, Modelle für wissenschaftliche Überlegungen Landschaften und Landkarten, Schnittmuster etc.